Dr. Sommer und CITA: Aufklärung in den 90ern

Zwischen Scham, Spannung und Schmunzeln: Das Dr. Sommer Team der BRAVO

Es gibt Dinge, die uns für immer in Erinnerung bleiben: der erste Kuss, das erste Bravo-Poster – und natürlich die Dr. Sommer-Seiten! 🩷 Wer in den 90ern aufgewachsen ist, kam um sie nicht herum. Und weil unser Herz sowieso für Caught in the Act schlägt, darf ihr jugendgerechter Besuch beim BRAVO Dr.-Sommer-Team natürlich nicht fehlen.

Wie alles begann: Die Geschichte des Dr.-Sommer-Teams

Was heute auf TikTok in Aufklärungs-Accounts oder Podcasts thematisiert wird, war früher das Territorium von Papier und Kugelschreiber – genauer: der BRAVO.

Das Dr.-Sommer-Team wurde 1969 ins Leben gerufen. Damals war Sexualität in der Öffentlichkeit noch ein echtes Tabuthema. Doch die Jugendzeitschrift BRAVO wagte den Schritt, jungen Menschen einen geschützten Raum für ihre Fragen rund um Liebe, Körper und Gefühle zu geben. Der Name „Dr. Sommer“ war übrigens reine Erfindung – dahinter steckte ursprünglich kein echter Arzt, sondern ein erfundenes Pseudonym. Später übernahm der Psychologe Martin Goldstein unter diesem Namen die Leitung und wurde zur realen Figur hinter dem Mythos.

Warum der Name „Dr. Sommer“?

Ganz einfach: „Sommer“ klingt freundlich, warmherzig und beruhigend – also genau so, wie man sich einen verständnisvollen Ratgeber vorstellt, dem man Fragen über Intimes stellen kann, ohne rot zu werden. Der Titel „Dr.“ verlieh dem Ganzen die nötige Seriosität, um auch in der Redaktion (und im besten Fall auch bei skeptischen Eltern) durchzugehen.

Eltern im Alarmmodus: „Diese Bravo liest du nicht!“

Viele Eltern der 80er und 90er bekamen beim Wort „Dr. Sommer“ Schnappatmung. Nicht selten wurde die Zeitschrift heimlich gelesen oder bei Freundinnen gebunkert. Der Grund: Die berühmten Aufklärungs-Doppelseiten mit echten (!) Nacktaufnahmen von Jugendlichen, die zu ihrem Körper standen, waren für viele Erwachsene schlichtweg zu viel.

Dabei war der Ansatz denkbar progressiv: Jugendliche sollten sich selbst akzeptieren, die Vielfalt des Körpers entdecken und keine Angst haben, über Sexualität zu sprechen. Heute würde man sagen: Body Positivity, aber schon in der Printausgabe.

Caught in the Act bei BRAVO TV: Jugenderinnerungen deluxe

Natürlich machten auch die Stars der 90er beim Thema Aufklärung mit – auf ihre ganz eigene, charmante Weise.

In einem legendären BRAVO TV-Segment mit Margit („die mit dem Wuschelkopf“) sprachen Bastiaan, Lee, Benjamin und Eloy über erste Küsse, peinliche Liebesbriefe und ihre eigenen Erfahrungen mit den Dr.-Sommer-Seiten. Margit ließ dabei nie zu, dass es zu schlüpfrig wurde – schließlich lief die Sendung sonntags am Nachmittag. Trotzdem wurden viele Themen angesprochen, die den Fans unter den Nägeln brannten.

Eloy de Jong beim Talk mit Margit vom Dr. Sommer Team (BRAVO TV 1996)

Lee Baxter beim Talk mit Margit vom Dr. Sommer Team (BRAVO TV 1996)

Benjamin Boyce beim Talk mit Margit vom Dr. Sommer Team (BRAVO TV 1996)

Lee Baxter und Bastiaan Ragas beim Talk mit Margit vom Dr. Sommer Team (BRAVO TV 1997)

Eloy de Jong und Benjamin Boyce beim Talk mit Margit vom Dr. Sommer Team (BRAVO TV 1997)

Bravo TV & Dr. Sommer: Wenn Aufklärung ins Wohnzimmer kam

In den 90ern war BRAVO TV mehr als nur eine Musiksendung. Es war ein sonntägliches Ritual – und das Dr.-Sommer-Team war ein fester Bestandteil. Moderator:innen wie Heike Makatsch, Jasmin Gerat oder später Lori Stern kündigten Beiträge an, in denen aufgeklärt wurde, was man sich im Sexualkundeunterricht nicht zu fragen traute.

Themen waren etwa:

• „Was tun bei Liebeskummer?“

• „Bin ich normal?“

• „Wann ist man bereit für das erste Mal?“
  Natürlich alles so verpackt, dass es dem Jugendmedienschutz durch die Lappen ging 😉

Typische Fragen an das Dr.-Sommer-Team

Hier ein kleiner Auszug der beliebtesten Themen – und ja, wahrscheinlich haben wir alle mal eine ähnliche Frage im Kopf gehabt (auch wenn wir sie nie abgeschickt haben):

• „Ist es normal, dass ich noch keinen Freund habe?“

• „Meine Brüste sind unterschiedlich groß – was tun?“

• „Ich habe Angst vorm ersten Mal – ist das okay?“

• „Bin ich schwul, weil ich meinen besten Freund süß finde?“

• „Kann ich von Petting schwanger werden?“

Das Team antwortete immer sachlich, wertschätzend und frei von Panikmache – mit genau dem Ton, den man als verunsicherter Teenie brauchte.

Gibt es das Dr.-Sommer-Team heute noch?

Jein. Die klassische Form mit den Fotostrecken ist längst passé. Seit 2014 erscheinen keine Nacktaufnahmen mehr – ein Schritt, der mit veränderten gesellschaftlichen Standards und dem Aufkommen von Social Media zu tun hatte.

Die BRAVO gibt es zwar noch, aber in deutlich kleinerer Auflage – und die Dr.-Sommer-Rubrik wurde modernisiert. Heute beraten Sex-Expert:innen per Online-Formular oder in Videos auf der BRAVO-Website. TikTok, YouTube, Instagram – hier findet heute Aufklärung statt. Der Ton? Meist lockerer, manchmal auch radikaler. Doch der Spirit bleibt: Jugendliche brauchen einen sicheren Raum für ihre Fragen.

Was bleibt vom Dr.-Sommer-Team?

Ein Stück Jugendkultur. Ein bisschen Aufregung im Bus, wenn jemand die neueste BRAVO dabeihatte. Und eine stille Dankbarkeit für all die Male, in denen eine Antwort aus der BRAVO uns das Gefühl gab: „Ich bin okay. Ich bin nicht allein.“

Und genau deshalb ist es so schön, wenn Stars wie Caught in the Act – die für viele die erste Schwärmerei waren – auch in Sachen Aufklärung Teil unserer Teenagerzeit waren. ❤️

50 Jahre BRAVO

Wer sich nicht nur an einzelne BRAVO-Ausgaben, sondern gleich an ein halbes Jahrhundert Jugendgeschichte erinnern möchte, dem sei das Buch „50 Jahre BRAVO“ ans Herz gelegt.
Es zeigt eindrucksvoll, wie die BRAVO nicht selbst Trends erfand, sondern sie feinfühlig aufgriff und generationsübergreifend dokumentierte – von den Wirtschaftswunderjahren über Hippies, Punk und Boygroups bis hin zu Techno und Tabuthemen wie Drogen. Natürlich darf dabei auch Dr. Sommer nicht fehlen: In diesem Jubiläumsband kommt er sogar persönlich zu Wort und lässt seine 15 Jahre als „Deutschlands Sexualaufklärer Nr. 1“ Revue passieren.

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